Inklusionsdidaktische Lehrbausteine
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Phase 2: Selbsterprobung

Wie lief die Selbsterprobungsphase konkret ab?

Die Dozentinnen und Dozenten haben für die Studierenden gemeinsam ein Inselspiel geplant, vorbereitet und schließlich an einem Blocktermin durchgeführt. Die Spielleitung übernahmen dabei die Dozentinnen und Dozenten. Ziel war es unter anderem, den Studierenden die Methode nicht nur theoretisch zu vermitteln, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, als Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst ein Inselspiel zu erleben. Das im Seminar durchgeführte Inselspiel hatte dabei zwei Besonderheiten:

Zum einen haben die Dozentinnen und Dozenten die Methode für die Studierenden zu einem sogenannten fallbasierten Inselspiel weiterentwickelt. Fallbasiert bedeutet, dass ausgewählte Studierende zu bestimmten Phasen des Inselspiels Fallvignetten zugewiesen bekommen haben. Angeleitet durch die Dozentinnen und Dozenten, hatten sie die Aufgabe, zum Beispiel die Perspektive von einer Person mit sonderpädagogischem Förderbedarf bzw. von deren Begleiterin/ deren Begleiter in einzelnen Sequenzen des Inselspiels einzunehmen. Die anderen Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer wussten nicht, welche Bedarfe ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in ihrer Rolle verkörperten. Mithilfe der Fallvignetten sollten die Studierenden insbesondere für Engstellen, d.h. Situationen, in denen es für die gespielten Personen problematisch wird, sensibilisiert werden. Die Engstellen waren entweder aus fachdidaktischer Sicht oder aus sonderpädagogischer Sicht problematisch. Teilweise kamen auch beide Sichtweisen zusammen.

Exemplarischer Ausschnitt aus der Fallvignette „Tom“:

Phase im Inselspiel (1. Phase - Einführung): Die Studierenden sind Teilnehmer*innen bei einer Realityshow mit dem Namen „Welcome to the Island“. Sie fliegen gemeinsam mit einem Flugzeug zu einer einsamen Insel. Die Reise wird mithilfe von einer Fantasiereise inkl. Fluggeräusch, Möwen, Meeresrauschen simuliert.
Persönlichkeitsmerkmale (Tom): -Tom kann sich für neue, handlungsorientierte Projekte begeistern, aber er hat große Schwierigkeiten, konkrete Schritte zu planen und seine eigenen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen. -Tom hat viel Humor, ist sehr sozial eingestellt, kann sich gut in Andere hineindenken, ist sehr hilfsbereit und beliebt. -Tom kann Andere mitreißen. Das geht allerdings häufig mit „Überdrehen“ einher. Ermahnungen/ Korrekturen von respektierten Personen werden von Tom angenommen, bei anderen Personen tut er sich schwer.
Mögliches Verhalten (Tom): -Tom begeistert sich für das Szenario (Realityshow, Insel, Flugzeug) und drückt seine Begeisterung lautstark aus: Er macht (zu) viele witzige, begeisterte Kommentare (z.B. darüber, was mit wem auf der Insel passieren könnte), klatscht, lacht und lenkt dadurch Blicke auf sich. -Tom schwankt zwischen Aussagen wie „Ich will alles bestimmen!“ und, wenn das nicht geht, „Die Anderen mögen mich ja eh nicht!“
Gegenmaßnahmen (Begleitperson): -Wenn Tom überdreht, sich und andere Personen dadurch zu stark ablenkt, dann spricht die Begleitperson eine wohlwollende Ermahnung aus und macht ihn auf sein Verhalten aufmerksam. -Die Begleitperson bleibt nah an Toms Seite und hilft ihm dabei, sein Vorgehen zu strukturieren: „Ich übernehme das und du machst das…“.

Den Studierenden fiel es zu Beginn vereinzelt schwer, sich voll auf ihre Rolle einzulassen. Für den Erfolg des fallbasierten Inselspiels ist es allerdings essentiell, dass die Rollenübernahme gelingt. Die nachfolgenden Filme zeigen einerseits diese Problemsituation, andererseits aber auch Lösungsmöglichkeiten, um mit ihr umzugehen:



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Probleme bei der Rollenübernahme seitens der Studierenden



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Lösungsmöglichkeiten

Zum anderen zeichnete sich das Inselspiel durch einen Wechsel von Spiel- und Reflexionsphasen aus. Während der Spielphasen übernahmen die Dozentinnen und Dozenten die Rolle der Spielleitung und die Studierenden die Rolle der Spielteilnehmerinnen und Spielteilnehmer. In den anschließenden Reflexionsphasen verließen alle ihre Rollen. Während der Spielphase erlebte Situationen, insbesondere im Zusammenhang mit den Fallvignetten, wurden gemeinsam besprochen und reflektiert. Den Schwerpunkt der Reflexion bildete das gemeinsame Erarbeiten von Möglichkeiten, wie man Engstellen vermeiden oder bewältigen kann.

Welche Materialien der Plattform könnten für diese Seminarphase hilfreich sein?

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